Situation von Kultur auf Rezept in den Niederlanden

Als niederländischer Partner untersuchten wir die aktuelle Situation von Kultur auf Rezept in den Niederlanden. Dabei haben wir wunderbare Menschen kennengelernt, die sich sehr darum bemühen, Menschen, die sich einsam fühlen oder mit psychischen Problemen zu kämpfen haben, Wohlfühlmöglichkeiten und Kunstangebote zur Verfügung zu stellen. 

Auf nationaler Ebene trafen wir auf Spezialist*innen des Projekts “Arts on Prescription” des LKCA (Nationales Wissenszentrum für kulturelle Bildung und Amateurkunst) und “Welzijn op Recept” (Wohlbefinden auf Rezept). Im Moment sind beide Vorhaben noch voneinander getrennt. “Wohlbefinden auf Rezept” (Arts on Prescription) wird in 135 von 352 Gemeinden in den Niederlanden durchgeführt. Die Gemeinden stellen hierbei ein Budget für Wohlfühl-Coaches zur Verfügung, die die Menschen dabei unterstützen sollen, die für Sie optimalen Orte zu finden, um Isolation zu bekämpfen und ein sinnerfülltes Leben gestalten zu können. Allgemeinmediziner stellen dabei das Rezept aus. “Arts on Prescription” wurde vom LKCA initiiert und besteht derzeit hauptsächlich aus Projekten, die aus verschiedenen Förderquellen finanziert werden.  

Wir haben die Koordinator*innen von fünf interessanten Initiativen innerhalb des Projekts befragt: Stichting BlauwLicht, Kunst op Recept DE KOM Nieuwegein, Kunst op Recept Leiden, Het Beste van Kampen und Kunst op Recept Amsterdam-Oost. Diese fünf Initiativen verfolgen unterschiedliche Ansätze, die Einzel- oder Gruppenunterricht beinhalten, nur auf Rezept oder auch für andere Personen frei zugänglich sind und eine unterschiedliche Anzahl von Kursen umfassen. Gemeinsam haben sie, dass die Kurse von professionellen Künstler*innen abgehalten wird. Dieses Angebot findet in verschiedenen Disziplinen wie Malerei, Fotografie, Tanz, Gesang, Bildhauerei und Töpfern statt. Die Teilnehmer*innen berichten, dass sie (wieder) einen Sinn in ihrem Leben finden, dass sie sich inspiriert und gestärkt fühlen, dass sie Verbundenheit spüren und Freude empfinden. Diese Wirkungen halten über einen längeren Zeitraum an. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass mehrere dieser Initiativen die Grenzen zwischenverschiedenen Ansätzen zur Steigerung der Lebensqualität mit Hilfe von Kunst überbrücken können. Die Kommunen erkennen Kunst und Kultur als Teil des Sozialbereichs an und stellen dafür Mittel zur Verfügung.  

Die Ergebnisse der Literaturrecherche und der Interviews werden zu einem europäischen Kompendium über “Culture on Prescription” zusammengeführt. Außerdem wird das Schulungsprogramm für “Kultur auf Rezept” entwickelt, das in einer späteren Projektphase auf lokaler Ebene erprobt werden soll. Der nationale Bericht für die Niederlande über die Ergebnisse der Erhebungsphase wird im Herbst 2022 veröffentlicht.